Venus Nutrix

Aber nicht wieder! nein, nie wieder!
Ja, du wolltest mich beglücken:
wie sie an dein Fleisch sich drücken,
diese kleinen nackten Glieder.
Aber mir diese Lust beschauen,
ist mir ein Grauen.
Zu tief sah ich unsrer zahmen Katze
in die mütterlichen Augen,
wie sie ließ die Jungen saugen
unter der steifen, scharfen Tatze;
und der jungen blinden Brut
schmeckte das alte Raubtier gut!
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Decke die Brust zu, wenn die Lippen
deines Sohnes dich berühren;
laß ihn andre Wonnen spüren
als den Blick der Ahnen und der Sippen!
Nein, ich wollte dich nicht betrüben;
nur – nur anders laß uns lieben!
Bebt'ich doch selber, als ich ihn küßte,
und ich will die Wonnen der Ammen
nicht verdammen:
dunkel ist der Zweck der Lüste.
Aber die Mütter – nein, schweigen wir!
wehe, der Mensch ist ein Sängetier.

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TextGrid Repository (2012). Dehmel, Richard Fedor Leopold. Gedichte. Aber die Liebe. Die Verwandlungen der Venus. Venus Nutrix. Venus Nutrix. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/