»ΔΕΙΝΟΝ ΤΟ ΤΙΚΤΕΙΝ«
Dieses ist der Kunst ewige Eigenschaft: die Gewalt des Rhythmus über die Natur. In der Natur ist Nichts: Alles geschieht. Um uns, in uns, aus uns fließt es. Dieser Bewegtheit Empfängnis und Widergeburt ist Rhythmus. Nicht den wirkenden Schein bloß, nicht den Leib bloß, den das Kunstwerk zeigt: auch die bannende Seele, Form und Wesen zugleich, schafft der Rhythmus; grundlos schafft er, gleich dem Drange der Natur. Dies ist das Müssen des Künstlers, das ewig Bleibende, das Unbegreifliche, der Zwang der sein Wille ist: der Wille zur Macht über den Stoff, der Wille zur Form. Und so setzt er seinem Drange, seiner rhythmischen Inbrunst, als dem Drange der Natur – das menschliche Maß, das ewig Wechselnde, Beliebige, Berechnete, durch das er die Frucht seiner Wehen zur Welt hebt. Dieses also ist das Aeußerliche, Zweckmäßige, Antastbare, mag es nun als Symmetrie, Proportion, Komposition, Takt, Strophe, Metrum oder sonstwie greifbar sein; immer ist es nur des Rhythmus ordnende, helfende Magd. Heilig aber ist die Form, die Tochter des Rhythmus! ihr Leib ist [140] ihre Seele ... Ach der Armen, welche nur die Magd erkannten! Weh der Eklen, die bloß Buhlschaft treiben mit der Tochter! –