CXIX.
Einige betrübte Folgen, die daraus entstanden sind, wenn man sich der Liebe gar zu sehr überlassen hat.
Man findet in den Werken des Chesnau einige Beyspiele solcher jungen Ehemänner, welche die Schlachtopfer ihrer Leidenschaften geworden sind. Dieser Verfasser sagt, daß er einstmals einen Kranken besuchte, der ein starkes Fieber hatte, und hauptsächlich das Gesicht so sehr aufgeschwollen war, daß es ihm nicht möglich war die Augen zu öffnen; da er der Ursache dieses Zufalls, der ihn in Verwunderung setzte, nachdachte: und der Kranke erst seit einigen Tagen verheurathet war, so glaubte er solche in den Ausschweifungen zu finden, denen er sich in dem Ehestand überlassen hatte. Er ließ, um den Folgen, die er befürchtete, bevor zu kommen, dem Kranken zu Ader, und setzte ihm Schrepfköpfe; allein er konnte den neu verheuratheten Ehemann mit allen seinen angewandten Bemühungen nicht vom Tode retten, der ihn an dem siebenden Tag seiner Krankheit wegraffte. Chesneau redet auch noch von einem jungen [253] und starken Bauern, der seine allzuheftige Hitze, welcher er sich überlassen hatte, eben so theuer bezahlen muste. Er sagt, daß selbiger noch, ausser dieser entsetzlichen Geschwulst im Gesicht, heftige Schmerzen in der Gegend bey den Nieren empfande. Wie klug, wie heilsam ist es nicht also, wenn man zu Zeiten seinen Begierden auf eine vernünftige Art widerstehet! Wer sollte wohl aber übrigens glauben, daß daraus, wenn man dieser unwiderstehlichen Neigung, die die Natur selbst in uns eingepflanzet hat, willig folget, und sich ihr überlässet, eine Ursache des Todes entstehen könne!