LII.
Von einer Frau, welche innerhalb 67. Monaten 66. mal angebohret wurde, und 1920. Pfund Wasser von sich gab.
Es ist erstaunlich, was für eine Menge Wasser die Wassersucht bisweilen ausstösset: Der berühmteMead erzählet eine Begebenheit, welche beweiset, daß der Bauch unter gewissen Umständen eine ganz besondere reichliche Quelle ist. Eine Wittbe von Stand bekame in einem Alter von ein und funfzig Jahren die Wassersucht im Unterleib. Man machte, um ihr zu helfen, einen Versuch [113] mit dem Anbohren; nachdem aber das Wasser gleich anfänglich wieder zum Vorschein kam, so nahm man diese Operation öfters vor: man zog ihr innerhalb der Zeit eines Jahres in jedem Monat bey vierzig Maaß Wasser ab. In dem folgenden Jahr fande sich das Wasser eben so reichlich ein, man zog ihr alle Wochen zwölf Pfund desselben ab: in dem dritten Jahr nahm die Menge des Wassers ab, und es gieng monatlich nicht mehr als ungefähr vier und zwanzig Pfund von ihr: in dem vierten, fünften, und denen sieben ersten Monaten des sechsten Jahres nahm es noch mehr ab: in dreysig Operationen von dieser Art, die man diese ganze Zeit über mit ihr vorgenommen hatte, geinge niemals mehr als sechzehen Pfund von ihr. Die Kranke wurde endlich immer matter und trocknete aus, sie litte an der Brust und starb. Diese Patientin war ungeachtet dieser entsetzlichen Entledigungen, die sich auf neunzehen hundert und zwanzig Pfund beliefen, doch immer lustig und aufgeräumt: sie wollte in ihrer Grabschrift alle besondere Umstände ihres Uebels ausgedrucket haben, und befahl solches in ihrem Testament an. Hier folget die Umschrift um ihr Grab, die ich von Wort zu Wort, wie sie daselbst zu lesen ist, anführen will.
[114] Here lies Dame Mary Page,
Reliet of sire Gregory Page Baronet.
She departed this life marche IV.
MDCCXXVIII.
In the LVI. year of her age.
In LXVII. months she was tapped
LXVI. times,
Had taken away CCXL. gallens of water
Wit hout erer repining at her case;
Or ever fearing the operation.
Hier liegt die Frau Maria Page, des Meßire Gregorius Page-Baronets Wittbe. Sie starb den 4. Merz A. 1728. in dem 56sten Jahr ihres Alters. Sie wurde innerhalb sieben und sechzig Monaten sechs und sechzigmal angebohret, und gab zwey hundert und vierzig Gallonen Wasser von sich, ausser dem sie niemals über ihren Zustand gemurret noch diese Operation gefürchtet hat.
Dieses Beyspiel dienet zu einen Beweiß, daß die Macht der Gewohnheit sehr stark ist.