CXIII.
Von einer violetten Feuerflamme, die mit Ungestümm aus der Schaam einer Frau herausschosse, der man ein Kind mit dem Hacken aus dem Leib genommen hatte.

Den 15. December wurde ich beruffen, (sagt Herr le Duc ein ordentlicher Wundarzt zu Paris, der sich durch seine Geschicklichkeit und Frömmigkeit, die er bezeigte, wenn er den Frauen von der Geburt halfe, sehr berühmt gemacht hat) der Frau eines Postknechts des Prinzens von Guimenee, in der Geburt beyzustehen; sie arbeitete schon drey Tage lang, und das Gewässer hatte sich alles verlaufen; das Kind hatte seine Zeit, war aber ohne Leben, und zeigte sich in der natürlichen Lage, der Kopf stack in dem Ausgang, und die Brust war mit einem stinkenden Wasser angefüllet, [245] das in grosser Menge aus einer Oeffnung heraus lief, die ich mit dem Scalpello machte. Bey solcher Beschaffenheit der Sache suchte ich die Leibesfrucht mit dem Hacken herauszuziehen, den ich in den Kopf bohrte, aber weil das fleischige Häutgen dieses Theils schon ganz brandigt, und die Beine der Hirnschale wackelend und von einander stehend waren, so konnten sie die Gewalt des Instruments nicht ausstehen. Die Arme löseten sich mit leichter Mühe von dem Rumpf ab, der in den Mutterwänden klebend bliebe, wo ich ihn mit der äussersten Gewalt heraus risse, indem ich meinen Hacken zwischen die Wirbelbeine im Ruckgrad steckte, die die erfoderliche Stärke hatten, daß ich meine Operation glücklich zu Ende bringen konnte. Aber gleich darauf, nachdem diese Frucht herausgenommen war, und ehe sich noch der Grund der Mutter der Nachgeburt entlediget hatte, schosseeine violettfarbe Flamme, die einen Schwefel-Geruch hatte, und eine Hitze bey sich führte, die zwey Personen welche die Kranke hielten, an den Händen spürten, mit Ungestümm aus der Schaam heraus, und diese entzündete Ausdünstung, welche sich von dem innersten der Mutter einige Schritt weit ausbreitete, füllete, da sie plötzlich verlöschte, das ganze Zimmer mit Rauch an.


Dieser Frau, die ohngefähr zwey und zwanzig Jahr alt war, wurden im Anfang ihrer Schwangerschaft [246] die Augen so dunkel, daß sie endlich blind wurde, es war dieses ihre erste Niederkunft, nach welcher sie noch einige Tage lang lebte. Ich könnte, sagt dieser berühmte Accoucheur, mehr als funfzehen Augenzeugen von dieser Begebenheit anführen.

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TextGrid Repository (2012). Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine. Werk. Medicinische Anecdoten. Medicinische Anekdoten. 113. Von einer violetten Feuerflamme. 113. Von einer violetten Feuerflamme. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-8784-F