LIV.
Ein wassersüchtiger Mönch sturbe, weil er zu viel Regenwasser getrunken hatte.
Die Wassersüchtigen werden hauptsächlich von einem verzweifelten Durst gequälet: diese schmerzhafte Empfindung treibet sie an, alles zu unternehmen, um sich davon zu befreyen.
Ein wassersüchtiger Mönch, den man eingesperret hatte, um ihn dadurch vor allen Gelegenheiten zu trinken desto besser zu bewahren, fande in den Maasregeln, die er ergriefe, um die Aufmerksamkeit derer, die auf ihn Achtung hatten, zu hintergehen, den Tod: er hörte in einer Nacht, da man glaubte, daß er in der Ruhe wäre, regnen, er stunde [116] so gleich auf, und entschlosse sich, ob er sich gleich kaum aufrecht halten konnte, den grausamen Durst, welchen er litte, zu stillen. Er schliche zu einem Fenster des Zimmers, und machte solches auf; er bemerkte nicht gar zu weit von ihm die Röhre einer Traufrinne, aus welcher er gerne würde geschöpfet haben, er konnte sie aber nicht erreichen. Da ihm der Strick an seinem Gürtel zur Erfüllung seiner Absichten geschickt zu seyn schiene, so warf er das eine End davon in den Strom und nahm das andere End in den Mund, daß der Strick auf solche Weise eine Art eines Canals wurde, von welchem eine grosse Menge Wasser herunter liefe. Dieser Geistliche wurde seines besondern Trichters, so lang als der Regen dauerte, nicht müde, und trank so viel Wasser, daß er endlich ohne Sinnen und Empfindung zu Boden fiele. Als man des Morgens in sein Zimmer kam, fand man ihn tod schwach, wie er denn auch wirklich einige Augenblicke nachher verschiede.