XVI.
Besondere und so gar giftige Nahrungsmittel gewisser Personen.
Es giebt gewisse Personen, deren zur Verdauung gehörige Organa entweder vermög ihrer natürlichen Einrichtung, oder weil sie darzu gewöhnet sind, so gar aus dem Gift eine nahrhafte: Materie ziehen können. Diese junge Indianerin, welche dem Alexander vorgestellet wurde, die mit ihrem Athem vergiften konte, weil sie Wolfswurz asse, ohne daß ihr solches einigen Schaden verursachte, ist ein entscheidender Beweiß davon. Galenus erwähnet einer alten Frau aus Athen, die sich mit Schierling nährte, und Theophrastus redet von einem gewissen Eudemus aus Chìus, der [26] ein grosser Liebhaber der Nieswurz war. Zu Stockholm befand sich unter der Leibwache von Fusvölkern des Königes von Schweden ein Polack, welcher die Flöte bliese, der die grossen Spinnen für seine liebsten Speisen hielte. Ein Winzer ohnweit von Paris, Namens Yvans, asse Kröten und verschlange Eisen.
Joan Linder de venenis, in gen. & spec. exercitatio. Mem. de Trevoux. Mai 1713. p. 907.
Die vermischten Schriften der Naturforscher reden von einem jungen Schottländer, der zu Leyden die Arzneykunst studirte, welcher gar zu gerne Spinnen asse, ohne die geringste Beschwerlichkeit davon zu empfinden. Er suchte allenthalben nach, um welche zu finden, und man hat ihn oft sagen hören, daß er keine niedlichere Speise wisse. Warum sagt man dann, daß über den Geschmack nicht zu streiten wäre? Die Ephemerides melden, daß dieser Mensch von bleichen Gesicht war, und sehr matte Augen hatte; sich übrigens aber ganz wohl befande.
Borelli schreibet, daß er zu Padua einen blödsinnigen Menschen gekannt habe, der ohne den mindesten Scheu, ja vielmehr mit einem besondern Vergnügen Spinnen und Scorpionen verschlange.
Cent. 3. Obs. 19.