Wann ein Stůdt zergehen sol / so beißt ein pferdt dem andern den schwantz ab.

Wo vneynigkeyt ist / da kan nichts langwirigs sein. Den schweinen / wann sie zusamen thůn / schadet kein wolff / aber wo er eins alleyn überkompt / das sich vom hauffen getrennet hat / das můß sich leiden.

Dieweil die pferd bei einãder sein / mehret sich die Stůdt / wo sie aber einander beissen vnnd schlagē / so můß die Stůdt zergehn. Seylarus König zu Scithien /hat achtzig sön gelassen / vnn hat jnē am todbet / da er sie all hat berůffen lassen / befolhen / vor allen dingen einträchtig zusein / Dann wo sie würden eynig sein / so würden sie wol bleiben. Er ließ aber zu jhm bringen ein gebundt spießlin / vnn sagt zu dem ältisten vnnd stärckisten sone / sie solten sich an dem püschel versůchen / vnd jn zerbrechen / aber da es keiner vermochte / nam er einn nach dem andern / vnd zerbrach jn on alle můhe.

Der Ritter vom Thurn braucht einer andern gleichnuß / die einigkeit vnn jren bestandt zubeweren. Ein vatter hett drei sōne / die heyßt er ein feur machen /bald hernach heyßt er einen brandt nach dem andern hinweg nemen / Vnd in dem da sie das theten / verlasche das feur / da hebt der vatter an vnnd spricht: Lieben kindlein / eben wie das feur sehr brennet / die weil es bei einander ist / vnd verleschen můß / wenn mann jm einen brandt nach dem andern nimpt / also wirdt des gůts / das ich euch verlasse / nit weniger werden / wo jhr eynig bleiben werdet. Wo jr euch aber nennen werdet / so wirt euch allen mangeln. Dauid sagt im Psalmen / daß Gott segnet der brüder güter vnd räth / die eynig vnder einander leben.

Also brauchen wir diß wort in gemeyn von allen ständen vff erden / es sei in heusern zwischen man vnd weib / kindern vnd gesind / Herren vnd knecht /frawen vnd magd / Oberkeyt vnd vnderthanen / inn Stetten vnnd Flecken / vnd wo es wölle / Dann die erfarung lert das / [178] wo ein pferdt dem andern den schwantz abbeißt / da wil die Stůdt vergehn / das ist /wo zwitracht ist / da můß schaden vnd verderben folgen.

Das mächtig Königreich der Juden kund Gott selbs nit erhalten / als bald sich die zehen stämme trenneten von Juda. Der Rhömer Reich war allen jrn feinden zumechtig / biß sie selbs vneins wurden / vnd richtetenbella ciuilia an / Marius vnd Metellus Marius vnd Sylla / Pompeius vnd Julius / dann da gienge sein macht zu stücken. Es seind vil plagen / damit Got die welt strafft / Aber keine ist greulicher dann die vneynigkeyt.


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TextGrid Repository (2012). Egenolff, Christian. Wann ein Studt zergehen sol - so beißt ein pferdt dem andern den schwantz ab. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-8A4D-4