Vil kunst / vil müh.
In nihil sapiendo incundißima uita.
Wer nicht verstehet / den nicht gräet. Es ist kein gfährlicher schatz zubesitzen dann kunst. Künstler seind die ersten im narrenschiff. Es ist kein gelerter /er hat einn schiefer. Die gelerten die verkerten. Nicht wissen die höchst kunst. Vil künst vil thorheyt. Kunst macht narren. Die allzeit leeren / thůnd sich nimmer bekeren. Wer vil fragt / der geht vil jrr. Die fleyschlich gelerten verkerten leren vnd lernen jmmerzů / vnd kommen nimmer zur erkantnuß der warheyt / Was ist das? Da haben sie souil fragen vnd disputieren mit einem ewigen fürwitz / vnd hindersich sehen all jr tag / vnd wann sie jr händ ein mal an den pflůg sollen legen / vnd auff sagen was sie lang haben gelert vnd gelernt / so haben sie vor vile jrer künst nit der weil /sonder bringen ein newe disputation darfür auff die ban.
Also gehet es noch zů / daß iederman vonn der frombkeyt disputiert / Daß wir aber das lang gelernt hand werck in die hand ein mal nemen / o das ist ferr. Also daß auß vnser frommkeyt nicht dann ein geschwetz / disputation / vnn maultreschen worden ist /vnd bleibt bei dem / das Ezechiel von Israel klagt /Daß wol ieder man frage / vnd komme Gottes wort zuhören / Daß wirs aber thůnd / o da ist weit hin /sonder machen nicht mehr dann ein liedlin auß Gottes wort / das wol gestimpt / vnnd gůt zu hofieren ist.
Nun geht es mit eim Christen zů / wie mit einem andern lehrjünger / der meyster sagt jhm nicht vor vnd ehe ers angreifft / all griff / spitz vnd heymlicheyt des handtwercks / sonder füret jn im werck von eim zum andern / vnd zeyget jm durch tägliche übung die handtgriffe / daß er von eim zum andern kompt / vnnd ein kunst die ander bringt / ein handtgriff den andern /biß ers in die händ durch vil übung bringt / Also daß je ein tag des andern leermeyster vnnd jünger ist. Also pflegt in seiner art Gott auch zuthůn / wenn wir ernstlich vnn wol ansetzen / vnd im wenigen trew erfunden werden / das kleyn wol anlegen / vnder die hand nemen / damit handeln vnd wůchern / so wirfft er jmmerzů mehr zů / vnnd gewint ein pfund zehen. Also dz der mensch so im werck stehet / vnd das er lernt täglich angreifft vnnd übt / von einer tugent / liecht vnnd verstand in die ander steigt.
Die Sophistischen verkerten haben aber vor der vile jrer künst nit der weil / Christo zuvolgen / [350] sonder leren vnd lernen allzeit / vnd geschicht jn wie den glocken / die iederman zu der predig rüffen / vnd sie selbs hörloß ausser der kirchen bleiben / Oder wie ein werzsteyn / der alle waffen schärpfft / bleibt selber stumpff / vnd verzert sich selbs. So wiß nun / daß in summa angriffen wil sein / Im werck lert mann alles. Wann ein Goldschmidt seine jungen ewig lerte / vnnd ja grosse bücher von seinem handwerck dem jungen fürschrieb / so lernet er doch ewig das handtwerck nicht / er můß angreiffen / da gewint vnd lert je ein handtgriff vnd tag den andern / vnnd beut je ein übung der andern die hand. Also můß auch Gottes kunst durch vil creutz / streych vnnd übung im werck gelert vnnd gelernet werden / je weiter einer geht / Je näher er zu einer statt kompt / je klärer er die statt sihet / Also je mehr mann sich in allem trübsal in der zuchtschůl Christi vnder dem creutz inn der veruolgung Christi übt / je höher kompt mann im werck. Wir hetten aber gern das taglon vor der arbeit / daß Got sich selbs vnd sein kunst vorher böte / ehe wir vmb jn kempffen. Das kleynot vnd taglohn gehört auff den sig vnd vollbracht tagwerck. Vbung vnd vexation gibt verstand / zeugt Esai. cap. ij. vnnd Dauid Psal. xviij. Dein zucht Herr hat mich gelert. Christus Johan. vij. sagt lauter / wem ernst sei / vnn seinn willen thůn wöll / der werde sein leer verstehen. Das ist /wer an den pflůg greifft / der lernt ackern / wer schwimpt / der leret schwimmen / Wer malt / der leret malen.