Das gewiß findet mann im vngewissen.
Verbrennts kind förchts fewr.

Dise Sprichwörter sol die nachuolgend fabel außlegen.

Ein Flieg saget zu einer Spinnen: Was verschlegstu der natur die frei gemeyn landstraß? Die Spinn antwort: Die natur hat mir des gewalt geben / vnd mich gemacht zur leermeysterin aller menschen / darumb schlage ich die prob meiner kunst offentlich auff /vnnd wib in meiner offnen schůl zuleren alle menschen. Die Flieg sprach: Was? Sie antwort: Zumersten lerne an mir / daß ein mensch eben so wol eines rechten gesichts / als eines rechten hertzens bedarff. Derhalb nicht weniger deine augen dann dein hertz beware / sonst wirstu leichtlich in mein garn fallen /vnd mir zum raube. Zum andern / daß deine füß dich nit fürlauffen / sonder deinn augen nach / vnd nit vorgehen. Salomon spricht: Der weise hat sein füß in seinem gewalt / aber der narr gehet seinn füssen nach /vnnd ist in seiner füß gewalt / daß er hingeht wohin sie wöllen. Es solten aber die fůß der vernunfft augen nachgehen / vnd nimmer der fůß das aug füren / Wo das jhr sichere fliegen theten / fielt jhr nit also hauffend in mein netz. Aber weil jhr blindt / ewern flügeln nachfliegt / werdet jr in mein garn gefangen. Zum dritten lere ich / daß man in sicherheit die gröst sorg haben sol / dann das gwiß findt man nirgent dann im vngwissen / das ist / gwisse růh findstu in d' forcht /sorg / zweifel vnn vngwissen. Lerne in gewissen dingē zweifeln / so bistu sicher vnn gwiß in vngewissen zweifeligen dingen. Der weise förche [356] sich vnd zweifelt / also entrinnt er gewisser gefahr. Der thor aber besorget sich sicher nicht / darumb fellt er in gewisse irrthumb. Forcht des schiffbruchs / fürkompt den schiffbruch.

Ich werffe für die thorn mein netz / darein sie sicher faren / die vnsichern weisen fürsehens mit forcht / daß sie nicht drein faren. Die flieg sagt: Es seind gůte leere / Antwort die spinn: Gůt seind sie wann du darnach thůst. In dem vergaß sie der bald / vnd schnurrt in die wepp vnsürsichtig vnnd sicher. Sie klagt den trug der Spinnen / die Spinn sagt: Es were gerechtigkeyt vnd kein trug / daß der gewarnet vogel über alle warnung vnfürsichtig inns garn fiele. Zů dem so were sie dem gmeynen nutz ein schädlich ding / hett vor lang den todt verdient.

Die natur ein solche weibheyt den thieren eingibt /daß ein iedes sein gfahr weyß zumeiden. Ein esel meidet die strassen / darauff er ein mal einn blossen legt. Der Wolff fleucht die Wolffsgrůb. Greifft ein kindt einmal in ein feur / es förcht gebrennt / das feur. Allein der alber mēsch geht auch nach dem schiffbruch wider zu schiff / vnd eilt inn krieg / als er im nechsten schwerlich daruon kame / drumb ist weniger witz in eim vnweisen menschen / dann inn allen vnuernünfftigen thieren.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Egenolff, Christian. Werk. Sprichwörter - Schöne - Weise Klugredenn. Sprichwörter Henrici Bebelij. Das gewiß findet mann im vngewissen. Das gewiß findet mann im vngewissen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-8CBC-7