VI.
Cleobolus Lyndius / auß der Insel Rhodis.
Je gwaltiger du immer bist /
Dest weniger stoltz dir ehrlich ist /
Eim gwaltigen vnd geleerten man /
Steht demůt über dmaß wol an.
Andern vergib willig vnd gern /
Dir aber selbs mit grossem bschwern.
Lastu den sünden jren gwalt /
So schadet es der tugent bald.
Zeitliche güter erbet man /
Zucht / tugent / kompt nit also an.
Für freunds list / feinds vnbillicheyt /
Hüt du dich wol zu aller zeit.
Hör vil / verantwort aber weng /
So bistu dir vor vil gedreng.
Das höchste werck der tugent ist /
Laster fliehen zu aller frist.
Der wollust volgn vnd gůtem můt /
Bringt args mit sich / thůt nimmer gůt.
Wer seinen fürwitz zäumen kan /
Der ist alls lobs ein wirdig man:
Kein grösser reichthumb ist auff erd /
Denn gschicklicheyt / kunst / gůt geberd.
Kein grewel ist so hoch vnd groß /
Als wann ein man wirt treweloß.
Eins můß ich hie erzelen auch /
Halt maß / das ist ein löblich brauch.
Lebt jr im frid: Ich far daruon /
Gesagt ists gnůg / wer es wil thon.