Jäger und Jägerin

Sie

Wär ich ein muntres Hirschlein schlank,
Wollt ich im grünen Walde gehn,
Spazierengehn bei Hörnerklang,
Nach meinem Liebsten mich umsehn.
Er

Nach meiner Liebsten mich umsehn
Tu ich wohl, zieh ich früh von hier,
Doch sie mag niemals zu mir gehn
Im dunkelgrünen Waldrevier.
Sie

Im dunkelgrünen Waldrevier
Da blitzt der Liebste rosenrot,
Gefällt so sehr dem armen Tier,
Das Hirschlein wünscht, es läge tot.
Er

Und wär das schöne Hirschlein tot,
So möcht ich jagen länger nicht;
Scheint übern Wald der Morgen rot:
Hüt schönes Hirschlein, hüte dich!
Sie

Hüt schönes Hirschlein, hüte dich!
Spricht's Hirschlein selbst in seinem Sinn:
[203]
Wie soll ich, soll ich hüten mich,
Wenn ich so sehr verliebet bin?
Er

Weil ich so sehr verliebet bin,
Wollt ich das Hirschlein, schön und wild,
Aufsuchen tief im Walde drin
Und streicheln, bis es stille hielt.
Sie

Ja, streicheln, bis es stille hielt,
Falsch locken so in Stall und Haus!
Zum Wald springt 's Hirschlein frei und wild
Und lacht verliebte Narren aus.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Eichendorff, Joseph von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1841). 4. Frühling und Liebe. Jäger und Jägerin. Jäger und Jägerin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-97A3-8