Auf den Tod des Geschichtschreibers Schmizlin von Uihingen
Lasset heut' die Leichenglocke schallen
In der Harfe Todtenmelodien,
Ach, ein großer Mann ist uns entfallen,
Schwabens Zierde, Schmizlin, ist dahin!
Ewig soll im Tempel der Geschichte
Ihres Priesters Name aufrecht stehn,
Und im Lied, im Drama, im Gedichte
Soll die Nachwelt ihn verherrlichen.
Mit dem Geist der alt' und neuen Zeiten
War der Hingetretene vertraut,
Er enthüllte die Begebenheiten
Mit der Wahrheit unverzagtem Laut.
O Verhängniß, warum diese Härte
Ueber's Vaterland, war's nicht genug,
Daß der Krieg mit seinem Heidenschwerte
Ihm erst jüngst so manchen Sohn erschlug?
Warum ist das Loos der Feuerköpfe
Schweres Unglück oder früher Tod?
Während die gewöhnlichen Geschöpfe
Finden lebenslang ihr täglich Brot.
Ward nur darum diesem selt'nen Manne
So im Nu dies arge Lebensziel?
Fiel er darum wie die hohe Tanne,
Und ist Tannensturz ein Kinderspiel?
[113]Aber besser so, wie es gekommen,
Als wenn Schlimmeres noch wär' geschehn.
Kann Gebrest und Altersschwäche frommen
Einem Geiste aus den Himmelshöhn?
Welcher zu den Menschen kam hernieder,
Zu belehren dieses Publikum,
Solche Geister kommen nicht gleich wieder,
Wenn sie scheiden, wissen sie warum!
Darum schäm' ich mich, mit längern Klagen
Zu entsetzen euer friedlich' Ohr;
An der großen Männer Sarkophagen
Ziemt sich blos für Dankbarkeit ein Chor.
Auf darum, und laßt uns diesen singen!
Ewig bleiben wir davon entzückt,
Daß der sel'ge Schmizlin von Uihingen
Uns mit seiner Gegenwart beglückt!
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