Hymnus auf Schiller

Wer wird nach Klopstock fragen,
So lang der Schiller geht,
Wer sich mit Platon plagen,
Den Niemand nicht versteht;
Komm' Einer her, was will er,
Er findet es im Schiller.
Das Menschenherz zu rühren,
Gelang ihm früh und spat,
Man kann es deklamiren,
Was er gerichtet hat.
Des Lebens höchste Zieler
Erflog der muth'ge Schiller.
Niemals in frechen Scherzen
Verletzt er die Moral,
Ihm ging ja stets zu Herzen
Das große Ideal.
Kein Mensch war difficiller
Als seiner Zeit der Schiller.
Auf allen seinen Blättern
Ist Tugend und Geduld,
Und an den griech'schen Göttern
Ist mehr der Göthe schuld.
Denn immer zeigt als Stiller.
Sich der erhab'ne Schiller.
[126]
Zwar manchmal wollt' er weichen
Vom rechten Pfad abseits,
Doch kroch er dann desgleichen
Auch wieder gern zum Kreuz.
Und nicht um's Leben fiel er
Vom lieben Gott ab, Schiller.
Daß er das Laster haßte,
Zeigt deutlich Karl von Moor,
Mit Bürgerglück nicht spaßte,
Kommt im Fiasko vor.
Doch war er gar kein Wühler
Der edelherz'ge Schiller.
In der Kabal' und Liebe
Merkt man, was ehrbar ist,
Der Freundschaft hohe Triebe
Man in Don Carlos liest.
Den Posa und den Miller
Erfindet nur ein Schiller.
Die Religion vergöttert
Er in der Jungfrau hell,
Die Tyrannei verwettert
Er kühn im Wilhelm Tell.
Ein Scheußlichkeitsverhüller
War niemals Friedrich Schiller.
Die Wunder seines Geistes
Im Räthsel ich erblick';
Die Glocke ist, so heißt es,
Ein wahres Meisterstück.
Und selbst der Doktor Brüller
Schreibt ab aus seinem Schiller.
[127]
Des Schicksals dumpf Getöse
Bricht in der Braut herein,
Und als gefall'ne Größe
Warnt uns der Wallenstein.
Denn keinen rothen Heller
Gibt auf den Ehrgeiz Schiller.
Und die Maria Stuart
Nimmt auch kein gutes End,
Schon darum dürft' in Stuggart
Besteh'n sein Monument,
Deß fürstlicher Enthüller
Entschädigt hat den Schiller.
Getilgt sind seine Schulden!
Und Cotta obenan
Hat mit viel Tausend Gulden
Die Kinder abgethan.
Ach, Mezger oft und Müller
Verklagten ehmals Schiller!
Doch jetzt ist er im Himmel
Und jetzt geht es ihm gut,
Wo er vom Weltgetümmel
Auf einem Lorbeer ruht.
War Einer bräver, stiller
Als der bescheid'ne Schiller?
Die eingefall'nen Backen
Schwillt jetzt ein Zephyr an,
Von vorn und hinten packen
Ihn große Männer an.
Stets lichter und stets heller
Verklärt sich unser Schiller.
[128]
Deß freu'n sich alle Menschen,
Die für das Gute sind,
Und Böses kann ihm wünschen
Nur wer ihn gar nicht kennt.
Denn Schlegel blos und Kriller
Mißhandeln unsern Schiller.
Sein Fürst verstand ihn besser,
Da herrscht nur eine Stimm';
Er macht ihn zum Professer
Und gab den Adel ihm.
Drum mit dem höchsten Triller
Schließ' ich mein Lied auf Schiller.

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TextGrid Repository (2012). Eichrodt, Ludwig. Gedichte. Lyrische Karrikaturen. Das Buch Biedermaier. Lieder des Buchbinders Horatius Treuherz. Hymnus auf Schiller. Hymnus auf Schiller. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-9F34-F