[124] Gute Freunde
Welch' eine Freud' in einem Buch zu blättern,
Das einen schönen festen Einband hat,
Und einen Inhalt, der mit saubern Lettern
Nach allen Flanken streut des Guten Saat;
Wie muß erst Der vor Lust die Händ' sich reiben,
Der ein so gutes Buch vermag zu schreiben!
Da nehmen wir z.B. Körner's Werke,
Wo jedes Blatt ist seinen Goldschnitt werth,
Dies edle Zeugniß von Characterstärke,
Von kühnem Sinn, von Leier und von Schwert;
Man könnte sich vor Freud' bewogen finden
So schöne Bücher gratis einzubinden.
Den Seume sollte auch kein Mensch vergessen,
Der auf die Tugend heut noch etwas hält,
Der an Neuschottlands Strand betrübt gesessen,
Ein Biedermann, ein Dichter und ein Held,
Und der das große Werk sich unterfangen
Und ist zu Fuß nach Syrakus gegangen!
Und auch den alten Voß, der die Luise
Besungen hat und ihres Vaters Rock,
Den Schlafrock und den Flausrock und die Lise;
Die gute Kuh, und den Kartoffelstock,
Ich würde gern noch heute Essig schlürfen,
Hätt' ich ein einzigmal ihn binden dürfen.
Ja, es ist wahr, was ich erst jüngst gelesen,
Daß gute Bücher gute Freunde sind,
Was ist der Mensch doch ein betrübtes Wesen,
Wenn er nicht Freund' und gute Bücher find't?
Viel lieber schläng' ich Gras und trüge Hörner,
Als ohne Seume sein und Voß und Körner.
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Ja, es ist wahr, und lieber will ich sterben,
Denn der Gedanke macht mich beben schon,
Den Menschen trifft kein größeres Verderben,
Als einsam sein, wie einstens Robinson,
Und also hab' ich dieses Lied gedichtet,
Noch eh' mein Weib das Frühstück zugerichtet.