An einen Baumeister 1
Der Kaufmann sammelt Schätz' in der Levante,
Er sammelt Schätze in der Indier Lande,
Er sammelt Schätze in Australia,
In Afrika und in Amerika.
Es blühen Veilchen rings um Attika,
Es prangen Rosen in Arkadia,
Es glänzen Lilien an Neapels Strand,
Die schönsten Blumen aus der Flora Hand;
[90]Am Himmelszelt
Der Künstlerwelt
Erglänzen in der Höh' und Ferne
Als die erhabensten und ersten Sterne
Der alte Dädalos
Der kühne Ikaros,
Der göttergleiche Phidias,
Athenens Stolz und Attikas,
Erwin und Angelo.
»Hochmüller«, Du sollst ebenso,
Mit »Schön« dem großen Meister,
Im Kreis der Künstler und der ersten Geister,
Ein Hochgestirn am Himmel stehen
Und um den Thron des Ew'gen gehen!
Ambrosia enthält die Silberschale
Bei uns'rer Festlichkeit,
Und Nektar füllt die Glaspokale –
Hochmüller lebe heut'!
Wir leeren uns're Teller,
Wir leeren den Pokal,
Das Haupt wird immer heller,
Das Zimmer wird ein Himmelssaal.
Die Musen fangen an zu singen,
Und ihre Stimmen, die da neunmal klingen,
Erhaben wie ein Wasserfall,
Vom Helikon, Parnaß, Olymp und Himmel nieder,
Sie hallen in uns Menschen wieder.
Der Himmel und die Götter schau'n erfreut
Mit heiterm Angesichte
Und blendend weißem Lichte
Auf uns're Lust und fromme Seligkeit.
[91]Doch der, der Alles hat gebaut,
Und dem Du dieses Haus vertraut,
An den wir heut' zu Tage glauben,
Und den uns Niemand mehr wird rauben,
Er, der der größte Bauherr ist,
Er schütze Dich, Künstler, Freund und Christ!
D'rum soll auch Wilhelm, unser Gastwirth, leben
Und seine Schwester auch daneben,
Wie der Olymp und Himmel hoch!
Sie leben tausend Jahre noch!