Die Braut

So sitz ich am Morgen,
Bei Tag und Nacht,
Und geb auf die flüchtigen
Wellen Acht.
Die Wellen, sie kommen,
Sie bleiben, sie gehn,
Doch keine läßt wieder
Den Freund mich sehn.
Und bin ich zu Hause,
So treibts immer mehr
Zum Platze, dem grausigen,
Aermste mich her.
Die Wellen, sie wandern,
Sie kommen und nahn,
Es bringet mir keine
Den Freund heran.
[99]
O bin ich so einsam,
Verlassen allein!
Mein Liebster muß ewig
Verloren sein.
Es brüllte der Donner,
Es tobte der Bach,
Die Brück ist geborsten,
Er stürzte so jach.
So ist er versunken
Ins nasse Grab,
Doch muß er noch kommen
Zu mir herab.
Nun schau ich ins Wasser,
Sitz hin und harr,
Wann kommt sie die Leiche
So bleich und starr?
O schäumet ihr Wasser,
Nimm auf mich du Bach,
Und treibt mich dem Freunde,
Dem liebenden nach!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Eichrodt, Ludwig. Gedichte. Leben und Liebe. Lieder. Die Braut. Die Braut. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-9F87-4