Lied der Jugend
Wenn ich vierzig Jahre bin,
Will ich weise werden,
Oder einen andern Sinn
Gebt mir und Geberden!
Ja, ich trotze der Gefahr
In des Lebens Stürmen,
Mag sie um mich her sogar
Wellenhoch sich thürmen.
Billig ist und leicht genug,
Was ihr lehrt zu meiden,
Auszuweichen feig und klug
Menschenwürdgen Leiden;
[40]Und zufrieden freut ihr euch
Eures dürftgen Looses,
Und verbannt aus eurem Reich
Kühnes ist und Großes.
Wie nach Ungewittern nur
Unser Athem schmachtet,
Wenn es über schwüler Flur
Ohne Kühlung nachtet,
So verlanget allezeit
Uns nach Leidenschaften,
Weil wir in Alltäglichkeit
Welkten und erschlafften.
Die wir jung und muthig sind,
Lassen Segel schwellen
Mit der Leidenschaften Wind,
Auf empörten Wellen,
Während, die da weise sind,
Rudern fern der Scylle
Und Charybdis ohne Wind
Durch die Wasserstille.