[24] Der Töneschichter

Er saß im Urgebraus am Chaosmeer
Zur Nacht, zur Nacht,
Sein Auge war von allen Dingen schwer:
Voll Zeugungsnacht –
Da warf er seinen Becher in die Flut,
Die Flut war schwarz und tief und tief,
Er hob ihn wieder: voll von rotem Blut
Und trank und warf ihn wieder tief –
Er trank sich voll und übervoll
Bis ihm die Seele überschwoll:
Da strömte wild aus seiner Kehle
Ein Flutgesang:
Von Erd- und Leibespracht,
Von Mensch- und Welten-Zeugungsnacht,
Vom Hirn und von der großen Liebesseele –
Dann kam die allertiefste Nacht
Und schwer der All-Schlaf.

Notes
Entstanden 1912. Erstdruck in: Masken. Zeitschrift für Politik, Kunst und Kultur, hg. von Hans Franck, 15. Jahrg. 1920 (Düsseldorf), H. 8/9 (Februar).
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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Engelke, Gerrit. Der Töneschichter. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A16A-C