[68] Die Frauen gehen an Don Juan vorüber

Geh! Weib!
Deinen Leib,
Dein Wort,
Was du denkst:
Kenne ich längst!
Geh! fort!
Du mit dem Glutblick,
Du Schwarze erschrick:
Ich spei dich an!
Ich lache deiner Liebe, –
Weißt ja, Triebe
Hat der Mann.
Dir hab ich frech das Herz entblößt
Und holden Wahnsinn eingeflößt;
Und dein Blut war wie Gärwein flüssig; –
Auch du warst einst für mich entbrannt,
Doch glaub, du warst mir Tand.
Ihr wart mir Alle, Alle überdrüssig!
Mehr, mehr! schneller vorbei!
Du Blonde, du Donna, du Annamarei!
Daß endlich die endlose Kette
Ein Ende nimmt –
[69]
Wieder, wieder zuckt ein Mund, glimmt
Ein Blick vorbei –
Kommt nur, ihr andern aus der Ferne:
Du, wie zittern deine Augensterne;
Du mit dem Mundrubin – hah! ich kenne euch nicht!
Doch, Weiber ihr, schön und verflucht,
Wo ist die, die ich meines Lebens Ewigkeit gesucht?
Wankt doch die Eine schon im Licht? –
Ich hebe wieder mein verwüstet Herz
Zu neuer Sehnsucht, neuem Schmerz:
Ich sehe selig den verklärten Leib
Der Einen, der sich meine Adern weiten,
Den Strahlenweg hernieder gleiten –
Komm! Du! – Komm, Weib!

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TextGrid Repository (2012). Engelke, Gerrit. Gedichte. Rhythmus des neuen Europa. Die Frauen gehen an Don Juan vorüber. Die Frauen gehen an Don Juan vorüber. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A1BC-3