[47] Mein Weg

Hab' erst einen großen Anlauf genommen,
Wollt' gern eine Strecke vorwärts kommen,
In Sprüngen das hohe Ziel erreichen,
Das winkte mit seinen leuchtenden Zeichen.
Da blieb ich verschnaufend einmal stehn,
Prüfend vor- und rückwärts zu sehn.
Gleich sank der Mut mir. Sei nicht dumm,
Dacht' ich, und kehre wieder um.
Soll's deinen kurzen Beinen gelingen,
Musst all dein Lebtag laufen und springen.
Schone die Lunge und gehe hübsch sacht,
Wie es der große Haufe macht.
Auf einmal aber fängt's an zu zwicken,
Zu reißen, zu zerren wie mit Stricken,
Dass ich wieder, als gält's mein Heil,
Mit allem Eifer vorwärts eil'.
So hab' ich's denn noch weiter getrieben,
Und bin ich manchmal stehen geblieben,
Stets hat ein inneres Zerren und Reißen
Mich von der Stelle packen heißen.
So bin ich denn, alles in allem genommen,
Eine gute Strecke vorwärts gekommen,
Schier ohne Verdienst und halb geschoben.
Da ist denn weiter nichts zu loben.

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TextGrid Repository (2012). Falke, Gustav. Gedichte. Mynheer der Tod. Vermischte Gedichte. Mein Weg. Mein Weg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A623-2