Der 72. Psalm

Deus, Judicium tuum Regi:


Salomons Weissagung vom Reich Christi:

Inn des 23. Psalmen weis.

1.
Got, gib dem König dein Gericht,
ja, gib des Königs Sone
Dein Grechtigkait, das er hie richt
vnd bei deim Völklin wone
Vnd pring es zur gerechtigkait,
rett deine Elenden aus laid,
sie aus gnaden belone.
2.
Die Berge werden pringen frid
deim Volk, davon zusagen,
Die Hügel auch zugleich damit
werden Grechtigkait tragen:
Das Ellend Volk er schützen würd
bei recht, abthun des Armen bürd
vnd die Lästerer zerschlagen.
3.
Man würd förchten vnd ehren dich
allweil Sonn vnd Mon leuchten.
Er würd herab fahrn süsiglich,
wie Tropfen dies Land feuchten,
Er würd sein so erwünscht vnn süs
wie der Than so aufs Fell sich lis
zu ainem Gnadenzaichen.
4.
Zu seiner zeit, wann er Regirt,
würd der Grecht plühen jmmer
Vnd groser Fride sein hinfürrt,
biß der Mon scheine nimmer:
Er würd herschen von ainem Mör
biß zu dem andern on aufhör,
vom Jordan zur Welt ende.
5.
Die inn der Wüsten wonen thun,
inn Morenlanden stecken,
Werden sich vor jm naigen nun
vnd sein Feind den Staub lecken,
König inn Jnsuln vnd am Mör
werden geschänk jm pringen her,
sich vor jm niderstrecken.
6.
König der Reichen Araben,
die von Saba vnd Seben,
Werden zufüren jr Gabē,
jr bestes Opfer geben.
All König werden jn betten an,
all Haiden dinen jm fortan
vnd jn für alls erheben.
7.
Dan er den Armen der da schreit
vnd dem kain trost mag glingen
Erretten würd zu seiner zeit
vnd gnädig sein den gringen,
Der armen Seln er helfen würd,
die Selen, welche warn verführt,
wider zur rechte pringen.
[841] 8.
Er würd jr Sel aus trug vnd pracht
Erlösen vnd aus schaden,
Vnd würd werden bei jn geacht
jr Plut sehr theur aus gnaden,
Vnd werden alsdan mit jm leben
vnd jm das beste Gold gern geben
vnd preisen stäts sein thaten.
9.
Sein Gtraid wurd dick auf Bergen ston
vnd seine Frucht würd beben
Wie der Baumreich Wald Libanon
so sich die Wind erheben,
Würd grünen inn Stätten wie gras,
ain handvoll würd tragen on mas
vnd grosen Ruf weit geben.
10.
Sein Nam würd pleiben ewiglich,
so lang die Sonne pleibet,
Auf die Nachkommen strecken sich,
kain Wolk die Sonn vertreibet,
Sie werden inn jm gsegnet sein
vnd all Haiden jn preisen fein,
dan er jr König pleibet.
11.
Preis dem GOT Israel sein soll,
dem allain Wundersamen.
Das Land werd seiner Ehren voll,
gelobet sei sein Namen,
Der Namen seiner Herlichkait,
des Reich besteht inn ewigkait
wahrhaftig, Amen, Amen.

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TextGrid Repository (2012). Fischart, Johann. Gedichte. Geistliche Lieder. Der 72. Psalm. Der 72. Psalm. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A746-A