[88] [142]29. Auf eines Verreiseten (Lic. Crusius) Namenstag, im Namen etlicher Jungfrauen
1635 Mai 1.
Was sollen wir denn tun, was sollen wir ihm schenken,
dem Freunde, der uns liebt, um unser zu gedenken?
Der Mai, der ist zwar da mit seiner Blumenschaar,
der Mai, der mit sich malt das ausgezierte Jahr.
Was aber sollen wir? Wie können wir ihm schicken
von Blumen einen Kranz, sein Haupt damit zu schmücken?
Er ist zu weit von uns. Kein Kraut kan haben Statt,
die Nelken sterben hin, das Tausentschön wird matt,
der Majoran verwelkt, die lieblichen Violen
tun ihr Gesichte zu. Er kan nicht Atem holen,
der Isop, er verreucht. Der schwachen Blumen Schein
kan eine solche Zeit nicht unterwegens sein.
Für Blumen wollen wir ein kleines Bändlein winden
und unsern lieben Freund damit an heute binden.
Wenn aller Blumen Volk wird sein gegangen ein,
alsdann wird unser Band noch frisch im Leben sein.