25. Chor der Hirten

Dametas, der Verständige.

Wo anders etwas kan ein guter Wundsch vermügen,
und so der Himmel sich mit Wollen läßt vergnügen,
so wündsch' ich, daß der Man, dem dieser Tag gefreit,
ihn zehnmal tausentmal erleb' in Fröhlichkeit.
Pilarus, der Bestellte.

Recht, recht so, daß wir diesen binden,
bei dem wir nichts als Treue finden.
Variolanus, der Edle.

So ein gesunder Wundsch von Kranken kommen kan,
so sei der meine hier zu euren auch getan.
[138] Servilius, der Nutzbare.

Wahrlich, der hat wol getan,
der uns diesen lieben Tag,
dessen man sich freuen mag,
hat zuvor gemeldet an.
Florian, der Heimliche.

Ist er itzund schon von hinnen,
mein und euer großer Freund,
o ihr edlen Castalinnen,
tut darum nicht, wie ihr meint,
daß der schönste seiner Tage
unbeschenkt sich von uns trage!
Nicht so, Meine. Stimmt die Saiten
und mischt euren Ton darein!
Laßt uns heut' um Freude streiten!
Diß soll unser Reichtum sein,
daß wir ihm zu Dienst' und Ehren
ein kurz Liedlein lassen hören.
Hier rinnt unsre Hippocrene,
Pindus und sein Volk ist hier,
das ein lautes Lobgetöne
schreiet aus zu unsrer Zier,
und die bloßen Charitinnen
tanzen alle, was sie können.
Euch, o Edler, euch zur Freude
sieht Apollo güldner aus,
Luna hängt all ihr Geschmeide
an ihr vollgestirntes Haus,
daß der schöne Tag dem Zeichen
der noch schönern Nacht muß weichen.
Der beschneite Hornung stehet
und streicht seinen Eisbart auf,
Äolus, der Alte, gehet,
hemmet seiner Knechte Lauf,
und läßt keinen von so vielen
als die linden Westen spielen.
[139]
Das Verhängnüß drückt sein Siegel
in das blaue Himmels-Feld;
Fama schwingt die Augen-Flügel
und ruft durch die Sternen-Welt,
daß hinfort auf unsrer Erden
güldne Zeit durch euch soll werden.
Ivanus, der Vertrauliche.

So viel Stäublein in der Sonnen,
so viel Tropfen in den Brunnen,
so viel Wild im Walde geht,
so manch Stern in Lüften steht,
so viel Gutes woll' euch geben
durch das liebe, lange Leben,
der zu seinen Diensten ruft
Sonne, Brunnen, Wald und Luft!
Lino, der Gewisse.

Seht ihr, wie die große Welt
sich nach Art der kleinen hält?
Weil der Teure heute lachet
und sich herzlich frölich machet,
so will auch der güldne Schein
unsrer Sonnen güldner sein.
Philenus, der Werte.

Mein Wundsch läßt sich nicht beschreiben,
den ich ihm, o Werter, tu'.
Gott, der gebe Rat darzu,
daß er mag gesund verbleiben,
bis er spreche selbst zu sich:
Leben, was beschwerst du mich?
Blasius, der Vermeinte.

Nehmt meinen Wundsch auch mit!
Gott gebe, was ich bitt'!
Gibt dieser, was ich bitten soll,
so gehts euch itzt und ewig wol.
[140] Calaredon, der Lustige.

Lustig will ich heute leben,
wie mein Name mir gebeut.
Heute, heute da ists Zeit,
daß wir Freud' um Freude geben.
Wer sich will darwider sperren,
der such' ihm ein ander Haus!
Drauf bring' ich den Becher aus
in Gesundheit unsers Herren.

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TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Poetische Wälder. 4. Von Glückwünschungen. 25. Chor der Hirten. 25. Chor der Hirten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-AB58-F