78. An Kandoren

1636 October.


Diß wird vor dieses Mal wol sein der letzte Brief,
den ich, Kandora, dir von hieraus zu kan senden,
weil ich gesonnen bin mich anderweit zu wenden,
dahin, noch eh' ich ward, mir mein Verhängnüß rief.
Mich wird der kühne Wind und ein verwognes Schiff
weit führen über See, da hoff' ich an den Stränden
des prächtigen Derbents mit Freuden anzuländen,
wohin vor dieser Zeit kein deutsches Segel lief.
Ach! klagst du, wo wird nun Kandorens Name bleiben?
Nein, Licht, sei gutes Muts! Kan ich dir schon nit schreiben,
so hat doch meine Post stets einen offnen Paß.
Erwachen soll kein Tag, kein Abend schlafen gehen,
so soll der Westenwind dir in die Ohren wehen:
er lebt und denket dein, dein Freund, ohn' Unterlaß.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Sonnette. 4. Liebesgedichte. 78. An Kandoren. 78. An Kandoren. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-AB87-5