[244] 2. Von Leichengesängen

Dem Edeln und Hochgelarten Herrn Philipp Krusen, der Rechten Lic., Fürstl. Holstein. hochbetrauten Rat und dero Zeit ansehnlichen Gesandten an den Großfürsten in Moskow und an den König in Persien, zu schuldiger Bedankung für so vielfältige bezeigte Beförderung auf selbiger sechsjährigen Reise und angenehmer Erinnerung so mannigfältiger, nunmehr, Gott sei Lob, überstandener Sorgen und Beschwerligkeiten, auch fernerer Empfehlung zu beharrlichen Gunsten.

[245] 1. Auf des Wolgebornen Herrn, Herrn August Siegfrieds, Herrn von Schönburg, Herrn zu Glauchau und Waldenburg, Erbherrn zum Greßlaß u.s.w. Ableben

1632.


Trit Melpomene, trit auf,
laß die Trauersaiten tönen,
als an die mich zu gewönen
zwingt der trüben Zeiten Lauf!
Ich will in den stillen Klang
stimmen diesen Leidgesang.
Siegfried, du belebter Held,
Zier des Stammes, Preis der Jugend,
teurer Ausbund aller Tugend,
du Gerühmter vor der Welt,
o du wertester August,
aller Menschen liebe Lust!
Bist denn du auch gangen hin,
dannenher kein Rückweg gehet,
da das Endmal Allen stehet,
(Allen,so denkt unser Sinn),
bist denn du auch alsobald
vor dem Alter worden kalt?
Du, von dem man neulich nur
rühmet' an der Helden Reie
solche Tapferkeit und Treue,
der du deiner Liebe Spur
vor das traute Vaterland
machtest durch die Faust bekant?
Ja, du namest dir auch für,
vor die Deinen gar zu sterben
und den werten Dank zu erben,
der Erlösern ziemt und dir.
Dein Wundsch war in selber Not:
frei sein wollen oder tot.
[246]
Und wir brachtens auch darzu,
daß wir uns nun Sieger melden,
durch so streitbeherzte Helden,
die sich hielten gleich wie du,
die ihr Blut um gleichen Kauf,
gleichwie du auch, setzten auf.
Mars ersahe dein Gesicht',
als du in den Waffen rungest,
zornig durch die Feinde drungest;
deiner wolt' er warten nicht.
Mancher Man, der sonst war wert,
ward erletzet durch dein Schwert.
Was du hast für uns gewagt,
zeigen deine tiefen Wunden,
so du vor der Faust empfunden.
Rüchtig ist es und besagt,
was dein kühner Arm getan
auf dem Breitenfelder Plan'.
Ietzund, da du hast gesiegt
und mit Ehren kömmest wieder,
legest du dich, Werter, nieder
und wirst durch den Tod bekriegt.
Da nun Alles Friede war,
kamst du erstlich in Gefahr.
Er, der Tod, floh selbst vor dir,
als du ihm nicht woltest weichen,
da er plötzlich sah' erbleichen
manchen Man durch dein Rappier,
wie von deiner kühnen Faust
mancher Feind ward angestraußt.
Nun erschleicht er hämisch dich
und verletzet dir dein Leben,
das zuvor sich wolte geben
keinem Schosse, keinem Stich.
Ohne vorbesagte Zeit
kömmst du um und außer Streit.
Hättestu doch deine Kraft
Andern auch bezeigen sollen!
[247]
Zwar dein Mut ist schon erschollen
vieler Länder Bürgerschaft.
Wer dich kennet und nicht kennt,
nennt dich groß, wenn er dich nennt.
Nun, du bist zwar umgebracht;
doch so kan man löblich sagen,
daß dich kein Feind können jagen,
übermögen keine Macht.
Was für Macht dich übermocht,
die ist die, so Alles pocht.
Dein Gedächtnüß, werter Held,
soll dort neben Phöbus stehen,
auf und nieder mit ihm gehen
und der Welt sein vorgestellt.
Du wirst nicht vergessen sein,
weil wir haben seinen Schein.

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TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Oden. 2. Von Leichengesängen. 1. Auf des Wolgebornen Herrn. 1. Auf des Wolgebornen Herrn. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-ADC5-7