Die Gardemusik bei Chlum
(3. Juli 1866)
»Was fechten kann, rückt vor auf Chlum,
Unsre Garde dürstet nach neuem Ruhm,
Sie zieht voran und stürmt und ficht –
Wir schleichen nach, 's gefällt mir nicht,
Musik ist nie so recht dabei,
Wenig Wolle und viel Geschrei.«
Kapellmeister spricht's. Da blitzt es drunt'
Aus staubiger Wolke, golden und bunt.
»Ung'rische Husaren, wenn recht ich seh';
Ihr Chok gilt uns. Kameraden: Karree!«
Karree. Da springen, ohn' Unterschied,
All die großen Bläser ins erste Glied,
Janitschar und Pauke schließen sich an,
Obo, Klarinette, Mann für Mann,
Fagott und Tuba – mehr, immer mehr,
Und nun Kommando: »Fällt das Gewehr!«
Und die Baßposaune, voll kriegrischem Zorn,
Streckt ihre Züge weithin nach vorn.
Zu rechter Zeit. Denn schon sind sie da.
»Ergib dich, preußische Musika!«
Kapellmeister aber winkt ab und spricht:
»Die Gardemusik ergibt sich nicht.«
Und keiner wankt und keiner weicht,
Posaun' und Tuba, die zwingt man nicht leicht,
Auch die Pauke hält sich wie ein Turm,
Und siehe, vorüber braust der Sturm.
Da hebt sich unsres Kapellmeisters Brust:
»Wer ist gefalln? Wie steht der Verlust?«
»Gefallen keiner; leicht zerhaun
Sind Pauke, Tuba und Posaun',
[235]Gestreift, geschrammt bloß, sonst intakt,
Und nur das Fagott ist wie zerhackt!«
»Drei leicht, einer schwer, der Rest gesund –
Das laßt uns preisen zu dieser Stund',
Und fehlt uns auch unser brav Fagott,
Wir blasen doch: ›Danket alle Gott‹
Und blasen es durch und blasen es ganz,
Und zum Schlusse: ›Heil dir im Siegerkranz.‹«