20.

Oft in tiefer Mitternacht
Faßt mich ein unendlich Bangen
Um die Tage, die vergangen
Und mich nicht ans Ziel gebracht.
Was ich jung umsonst gesucht,
Kann ich's alternd noch erringen?
An die ausgewachsnen Schwingen
Hing sich, ach, des Siechtums Wucht.
»Wirf denn hin den Zauberstab,
Eh' er dir entsinkt mit Schmerzen!
Nimm die letzte Glut im Herzen
Ungesungen mit ins Grab!«
Still, o still! Ich lern' es nie,
Stumme Tage klug zu weben.
Trostlos Darben wär ein Leben
Ohne dich, o Poesie!
Nach dem Kranz, der vor mir schwebt,
Muß ich ringen Stund' um Stunde,
Wie der Aar, der flügelwunde,
Sterbend noch zur Sonne strebt.

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TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Spätherbstblätter. Lieder aus alter und neuer Zeit. 20. [Oft in tiefer Mitternacht]. 20. [Oft in tiefer Mitternacht]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B67D-6