Schwaneck

Ferne blaut die Alpenkette,
Die im Sonnendufte ruht;
Drunten tief auf kies'gem Bette
Zwischen Wäldern braust die Flut.
Und hinaus zu jenen Gipfeln
Und zum wilden Fluß ins Tal
Blickt die Burg aus roten Wipfeln
Im gedämpften Morgenstrahl.
Dankbar preise seine Sterne,
Wer dort oben Tag für Tag
Holdverschwistert Näh' und Ferne
Sinnend überschauen mag,
Wo die heitre Ruh' der Gletscher
Sein Gemüt ins Ew'ge neigt,
Wo des Stromes Schaumgeplätscher
Ihm ein Bild des Lebens zeigt.
Dort, wenn einst verstummt mein Psalter,
Vom Gewühl des Tages weit
Möcht' ich sonnen mich im Alter
In verschwiegner Einsamkeit
Und vom Glück, das ich besessen,
Noch gelabt im Widerschein
Ohne Harm die Welt vergessen
Und von ihr vergessen sein.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Schwaneck. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B6E5-9