6.

O wüßt' ich's nur zu sagen,
Was mich in diesen Tagen
Bedrückt mit solcher Pein!
In Lieder wollt' ich's bannen,
Da trüg's der Wind von dannen,
Und wieder könnt' ich heiter sein.
[42]
Doch was unausgesprochen
Im Herzen fort muß pochen,
Was stumm und unreif wühlt,
Das ängstigt mich als Kummer,
Das hab' ich stets im Schlummer
Als einen schweren Alp gefühlt.
Drum frommt dir kein Zerstreuen,
Es wird sich nur erneuen,
O Herz, warum du zagst;
Du mußt es ganz durchdringen,
Damit du's frisch bezwingen
Und im Gesang versühnen magst.
Dein Gram muß unter Tränen
Sich zeit'gen erst und dehnen
Im Wachen und im Traum;
Dann kommt ein himmlisch Wallen,
Und von dir wird er fallen,
So wie die reife Frucht vom Baum.

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TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Neue Gedichte. Lieder aus alter und neuer Zeit. 6. [O wüßt' ich's nur zu sagen]. 6. [O wüßt' ich's nur zu sagen]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BBD7-1