Das Lied vom Reiche

? jedenfalls vor 1866.


Frisch auf und unverdrossen,
Wie grimm die Welt auch tut!
Die zwei sind dir Genossen,
Dein Gott und deutscher Mut.
Ob's Herz schier bricht,
Verzage nicht,
Die Zähne beiß zusammen!
Es fügt sich doch,
Wofür so hoch
Die besten Herzen flammen.
Nicht knechtisch Wohlbehagen,
Noch blutig Gaukelspiel
Aus welscher Gleichheit Tagen
Ist unsres Volkes Ziel.
Doch birgt sein Herz
Nicht mehr den Schmerz
Um die zerborstne Eiche,
Doch wächst das Wort
Allmächtig fort,
Das Wort vom deutschen Reiche.
Wohl hält der alte Drache
Vielköpf'ger Eifersucht
Am Baum des Lebens Wache
Und weigert uns die Frucht.
Doch, wie er faucht
Und Flammen haucht,
Laß dich nicht mit zerspalten!
Getrost im Graus,
Mein Volk, halt aus!
Gott wird der Hoffnung walten.
[225]
Der Treue kann's nicht fehlen,
Beharren bringt Gedeihn;
Was reif ward in den Seelen,
Das schafft sich Fleisch und Bein.
Es wird die Not
Ihr laut Gebot
Im Schlachtendonner sprechen;
Und kommt's nicht jetzt,
So kommt's zuletzt
Mit Biegen oder Brechen.
Das ist die einz'ge Sühne
Das ist des Liedes Schluß,
Das ist der Lenz, der grüne,
Der endlich werden muß:
Voll Macht und Ruhm
Das Kaisertum,
Dem freien Volk zum Frommen.
Drum, wie's auch tost,
Herz, sei getrost!
Das Reich wird dennoch kommen.

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TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Heroldsrufe. Von 1849 bis 1866. Das Lied vom Reiche. Das Lied vom Reiche. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BD6F-C