An die Gewaltsamen

Der heil'ge Geist ist Gottes freie Gabe,
Das Wort ein Fels, ein ew'ger. Meint ihr gar,
Daß ihr ihn stützen mögt mit eurem Stabe?
Und dessen Hand ihn hielt zweitausend Jahr,
Daß auch kein Körnchen durfte davon splittern,
Wähnt ihr, er schlafe, weil ihr träumt Gefahr?
Kleingläubige, wie mögt ihr also zittern!
Nein! Laßt die Geister wandeln ihre Bahn!
Klar wird die Luft in Sturm und Ungewittern.
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Und schwölle berghoch die Verneinung an
Wie eine neue Sündflut: mag sie schwellen!
Nicht eurem Machtspruch ist sie untertan.
Doch glaubt, ob Menschensatzung mag zerschellen:
Der wahren Kirche dreimal heilig Schiff
Treibt gleich der Arche sicher auf den Wellen.
Und wen die Sehnsucht nach dem Herrn ergriff:
Wie immer auch geheißen sei sein Glaube,
Er mag sich bergen drin vor Flut und Riff.
Und kommen wird der Tag, da bringt die Taube
Den Ölzweig heim: es wurzelt im Gestein
Des Schiffes Kiel, nicht mehr der Flut zum Raube.
Dann wird ein Hirt und eine Herde sein,
Verlaufen in der Tiefe sind die Wogen,
Verweht vom Winde ist das letzte: Nein!
Und auf den Wolken steht der Friedensbogen.

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TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Juniuslieder. Zeitgedichte. An die Gewaltsamen. An die Gewaltsamen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BDE0-C