3.

Ihr Rebengärten an den Klüften,
Ihr Nelken, die vom Fels ihr lauscht,
Wie habt ihr heut mit euren Düften
Mir rätselhaft den Sinn berauscht!
Durch all mein Wesen flutet wieder
Vergeßne Lust, erinnernd Leid;
Im Zwielicht kommt's auf mich hernieder
Wie Flügelschlag der Jugendzeit.
[40]
Mir ist, als rührte meine Wange
Ein Kuß von unsichtbarem Mund;
Da bäumt sich wild wie eine Schlange
Die Sehnsucht auf vom Herzensgrund.
Die Arme streck' ich voll Verlangen
Ins Dunkel, das mich heiß umgibt;
O komm, o komm, laß dich umfangen!
Wo bist du, Seele, die mich liebt?

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. 3. [Ihr Rebengärten an den Klüften]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BDF9-5