Lied des Mädchens

Laß schlafen mich und träumen,
Was hab' ich zu versäumen
In dieser Einsamkeit!
Der Reif bedeckt den Garten,
Mein Dasein ist ein Warten
Auf Liebe nur und Lenzeszeit.
Es kommt im Frühlingsglanze
Für jede kleine Pflanze
Einmal der Blütentag.
So wird der Tag auch kommen,
Da diesem Frost entnommen
Mein Herz in Wonnen blühen mag.
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Doch bis mir das gegeben,
Deucht mir nur halb mein Leben
Und kalt wie Winters Wehn;
Trüb schauert's in den Bäumen -
O laß mich schlafen, träumen,
Bis Liebe mich heißt auferstehn!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Lied des Mädchens. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C14F-A