[204] Konferenz von London

1852.


O Land am blauen Sunde,
Mit deutschem Blut getauft,
So bist du denn zur Stunde
Verraten und verkauft!
Die Herrn am grünen Tische
Verdammen dich zum Joch;
Zwar schienen faul die Fische,
Allein man briet sie doch.
Wo Franzmann, Brit' und Russe
Nach ihrem Sinn getagt,
Da ziemt's, daß man zum Schlusse
Gehorsamst Amen sagt.
Was gilt denn auch der Bettel
Von Deutschlands Ehr' und Ruhm,
Glückt nur der Küchenzettel
Fürs dän'sche Königtum?
Was sind zwei Herzogshüte,
Die man vom Reiche bricht,
Wenn Seiner Lordschaft Güte
Ein Lächeln uns verspricht?
Und doch, ihr Köch' und Meister,
Mir bangt, daß blitzbewehrt
Ein Schwarm einst zorn'ger Geister
Aus eurem Kessel fährt.
Dann wird's wie Sturmesbrausen
Durch Deutschlands Stämme gehn,
Dann werdet ihr mit Grausen
Die Welt in Flammen sehn,
[205]
Bis jenes Blatt der Schande,
Das feig ihr unterschriebt,
Verzehrt vom Riesenbrande
In alle Winde stiebt.

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TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Heroldsrufe. Von 1849 bis 1866. Konferenz von London. Konferenz von London. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C20B-9