Der junge Gelehrte

Ein junger Mensch, der viel studierte,
Und, wie die Eltern ganz wohl sahn,
Was Großes schon im Schilde führte,
Sprach einen Greis um solche Schriften an,
Die stark und sinnreich denken lehrten,
Mit einem Wort, die zum Geschmack gehörten.
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Der Alte ward von Herzen froh
Und lobt' ihm den Homer, den Plato, Cicero
Und hundert mehr aus alt und neuer Zeit,
Die mit den heil'gen Lorbeerkränzen
Der Dichtkunst und Wohlredenheit,
Umleuchtet von der Ewigkeit,
Den Jünglingen entgegenglänzen.
»O!« hub der junge Mensch mit stolzem Lächeln an:
»Ich habe sie fast alle durchgelesen;
Allein –« »Nun gut«, sprach der gelehrte Mann,
»Sind sie nach Seinem Sinn gewesen:
So muß Er sie noch zweimal lesen;
Doch sind sie Ihm nicht gut genug gewesen:
So sag' Er's ja den Klugen nicht;
Denn sonst erraten sie, woran es Ihm gebricht,
Und heißen Ihn die Zeitung lesen.«

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TextGrid Repository (2012). Gellert, Christian Fürchtegott. Fabeln und Erzählungen. Fabeln und Erzählungen. Zweites Buch. Der junge Gelehrte. Der junge Gelehrte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C2F8-4