Der Wuchrer

Ein Wuchrer kam in kurzer Zeit
Zu einem gräflichen Vermögen,
Nicht durch Betrug und Ungerechtigkeit,
Nein, er beschwur es oft, allein durch Gottes Segen.
Und um sein dankbar Herz Gott an den Tag zu legen,
Und auch vielleicht aus heiligem Vertraun,
Gott zur Vergeltung zu bewegen,
Ließ er ein Hospital für arme Fromme baun.
Indem er nun den Bau zustande brachte
Und vor dem Hause stund und heimlich überdachte,
Wie sehr verdient er sich um Gott und Arme machte:
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Ging ein verschmitzter Freund vorbei.
Der Geizhals, der gern haben wollte,
Daß dieser Freund das Haus bewundern sollte,
Fragt' ihn mit freudigem Geschrei,
Ob's groß genug für Arme sei?
»Warum nicht?« sprach der Freund, »hier können viel Personen
Recht sehr bequem beisammen sein;
Doch sollen alle die hier wohnen,
Die Ihr habt arm gemacht: so ist es viel zu klein.«

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TextGrid Repository (2012). Gellert, Christian Fürchtegott. Fabeln und Erzählungen. Fabeln und Erzählungen. Zweites Buch. Der Wuchrer. Der Wuchrer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C3D8-4