[23] [25]NEULÄNDISCHE LIEBESMAHLE

[25]

I

Die kohle glüht · mit dem erkornen rauche
Beträufle sie! der guss verfliegt und zischt.
Dass er uns in die dichten wolken tauche
Wo frommer wunsch mit süsser gier sich mischt!
Lass auf dem lüster viele kerzen flammen
Mit schwerem qualme wie in heilgem dom ·
Die hände legen schweigsam wir zusammen
Zu träumen einen melodienstrom!
Kein zarter anhauch! nein in jenen chören
Wird jungfräulicher flaum den einklang stören
Wie künsten – aber falsch – ergeben haar.
Wirf neue körner auf die opferschale!
Dass blonder wirbel unsern sinnen male
Die Wissensvolle müd und wunderbar.

[26] II

Den blauen atlas in dem lagerzelt
Bedecken goldne mond- und sternenzüge ·
Auf einen sockel sind am saum gestellt
Die malachit- und alabasterkrüge.
Drei ketten eine kupferampel halten
Die unsrer stirnen falben schein verhehlt ·
Uns hüllen eines weiten burnus falten
Und – dass uns nicht ein myrtenbüschel fehlt!
Bald hören wir des tranks orakellaut
Auf teppichen aus weichem haar gesponnen.
Der knabe wohl mit jedem wink vertraut
Verbeugt sich würdig vor dem hospodar ..
Mir dämmert wie in einem zauberbronnen
Die frühe zeit wo ich noch könig war.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). George, Stefan. Neuländische Liebesmahle. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C520-A