[59] DER WAFFENGEFÄHRTE

I

Am weiher wo die rehe huschen
Da war's wo wir von kampfes schweiss
Zum erstenmal die stirnen wuschen
Nach unsren fahrten hart und heiss.
Nun ist mein bruder eingeschlafen
– Die schwerter klangen heute scharf –
Und ich bin froh dass ich den braven
Dieweil er ruht behüten darf.
Er stüzte sich mit seinem schilde ·
Ich nahm sein haupt in meinen schoss ·
Auf seiner wange zuckt es milde ·
Um seinen bart erbarmungslos.
[60]
Er zog mich heut aus manchen fesseln ·
Im schwarzen wald wo unheil haust
War ich verstrickt in tiefen nesseln ·
Er hieb mich aus mit rascher faust.
Ich wollte zu den süssen stimmen
Des widerrates nicht gedenk
Dem sündeschloss entgegenklimmen ·
Er hielt mich fest am handgelenk.
Er kennt kein sinnen und kein wanken ·
Die bösen fühlten seine wut ·
Die armen die zu fuss ihm sanken
Verteilten sich sein ganzes gut.
Er wird mich immer unterweisen
Im graden wandel vor dem Herrn ·
Mein bruder ist aus wachs und eisen ·
In seinem schutze weil ich gern.

[61] II

So unterlag er doch der feinde tücke..
Er focht mit wenig treuen wider scharen
Er fiel · doch durch des himmels huld im glücke
Der Seinen sieg vorm tode zu erfahren.
Und fürsten kamen gar zum trauersaale ·
Es hoben sich gemurmelte gebete
Der männer lob · die klage der drommete
Für ihn zu frühem lichtem ruhmesmale.
Wohin ich mich nach seinem tode kehre?
Wer wehrt von mir des rauhen lebens stösse?
Ich werde fallen ohne seine grösse –
O sei es nicht zu fern vom pfad der ehre.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). George, Stefan. Der Waffengefährte. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-CE23-F