[99] AN FRIEDRICH NIETZSCHE
Du warst das leiden das den lebenshunger
Doch nicht verlernt · suchtest ob Frau Freund Junger
Ob einer dich ansäh als solchen helden
Doch keinen fandst du deine kunft zu melden.
Dann wurdest dus · kreuzmann und freudenreicher
O antichrist ... bereit zu immer gleicher
Rückkehr leidvollen lebens ... frohe mär
Die Zarathustra bringt dem irdischen heer.
Dann fand man dich. Da hüllten dich die zwerge
Als priester in ein weiss gewand. Zum berge
Sahst du hinan aus deinem wahnsinns-tal
Und antwort kam und klang dir allzumal:
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›Dionysos der du aus dunklen bruten
Entstiegst und bleibst in sommerhellen gluten
Dir selber gleich – du herrscher trotz Apoll
Mach uns mit deinem blut und wunden voll.
Wille der macht gewann wo er sonst niemand
War als sich selbst: wir setzen auf dein banner
Den Aar · den könig jeden dings das fleucht ·
Die Schlange · wisserin jeden dings das kreucht.
Hasser des mitleids · mann und stock der frauen
Und meister deiner selbst · auf den zu bauen
Ein höher Sein als auf ein fundament
Du jeden hast berufen der dich kennt.
Wesen das nochmals sei · Tänzer mit erden!
Wir wollen mit dir ein paar ein ewiges werden
Wir wollen dein sein deiner gluten voll
Wir wollen sein wie du bist trotz Apoll.‹
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Der sang klang aus · da traten durch das düster
Die zwei gestalten hell durch eignen lüster:
Der Lichtgott der den dreiklang herrlich strich ·
Der Christus · rot von speer- und nagelstich.
Der eine sagte: Darstellung des gleichen
Das ist mein traum · von mir dem gnadenreichen
Allzeit ins endlos ungleiche geschwirrt
Das durch den traum allein beseligt wird.
Der andre sprach: Liebhaben trotz der wunden
Nicht sich · nein jeden – das hab ich erfunden
Als so allmenschlich grosse seligkeit
Dass ichs euch wünsch – ihr der mein bruder seid.
Das dunkel kam · auf dich der einsam sass.
Gewann Apollo? Christus? und das maass
Von gut und bös regte sich bangensvoll
In dir. Du starbst sacht und verlangensvoll.
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