[39] Bacchus und Amor
Amor, der ein Mädchen, das selbst seinen Pfeilen zu schnell war, durch Rosengebüsche jagte, sah, indem er dem Mädchen nachlief, den arbeitsamen Bacchus beym Weinstocke schwitzen. Nie hatte Amor den Bacchus so emsig gesehen. Armer Gott, sprach er leise, ich muß dir Muße verschaffen, und gleich flog der Pfeil in des Weingotts Herz, der dem schüchternen Mädchen bestimmt war.
Auf! unbezwingbarer Weingott, rief Amor spöttisch, Bändiger der lybischen Löwen und Tieger, auf! und huldige itzt dem stärkern Amor. Die Wunde ist tief: laß eine Schöne sie heilen. – Amor lachte und floh. – Aber das Blut des Bacchus drang in die Wurzeln der Weinstöcke, und die Trauben schwollen seit dieser Zeit von edlem Burgundermost auf, der das Herz zu den zärtsten Trieben erhebt. –