[118] 24. Der Adler und der Taubenfalke

An unsre Dichter.


Ein Alpenadler flog in hoher Himmels-Luft,
(Vor zwanzig Jahren ist's geschehen,
Ihr Herrn! auf Frankreichs Pyrenäen;)
Ein Falke sieht ihn fliegen; ruft:
Herr Vetter, wart' er! – Hat's der Adler denn gethan? –
Der Adler, sagt man, säumte nicht
Auf seiner Sonnenbahn;
War aus dem spähenden Gesicht
Des Taubenfalken bald verschwunden;
Der Taubenfalke hat nicht seine Spur gefunden!
Der Taubenfalke? der?
Nahm ers nicht übel, lieber Herr,
Daß in der Kunst zu fliegen
Er übertroffen war? Stört' es nicht sein Vergnügen?
Liebt' er den Übertreffer? – Nein!
Der Adler Jupiters, sprach er,
Muß es gewesen sein!

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TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Fabeln. Drittes Buch. 24. Der Adler und der Taubenfalke. 24. Der Adler und der Taubenfalke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D842-5