11. Die Götter und die Bäume

Der Vater aller Götter wollte,
Daß jeder Gott und jede Göttin sich
Von allen Bäumen einen Baum
Erwählen und beschützen sollte.
Der Eichbaum, sprach er, ist für mich!
Apollo nahm den Lorbeerbaum;
Die Musen tanzten einen Tanz,
Und warfen ihm den ersten Lorbeerkranz
Um sein gelehrtes Haupt.
Die hohe Pappel, schön belaubt,
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Erwählte Herkules; gelehnt auf seine Keule,
Sprach er: Ich leide keine Beile!
Cybele tritt herein, die Mutter aller Götter;
Die Götter neigten sich dem grüßenden Gesichte;
Sie spricht: Gebt mir den Baum, der ohne Blätter
Dem alten Winter trotzt, die immer grüne Fichte!
Komm her, du kleine Myrthe, komm her in meinen Schutz,
Sagt Venus, dich besinget Adonis, oder Uz!
Was aber sagt Minerva? Sie lächelt kleinen Spott,
Und sagt zum Zeus: Ich wähl' den Oelbaum, den kein Gott
Und keine Göttin wählte, der ist an Früchten reich.
Die unfruchtbaren Bäume, die, Götter, laß ich euch!
Da zankten sich die Götter, und Zeus entschied den Zank,
Umarmte seine Tochter, sang ihren Lobgesang.
Er sang, Apollo horchte, Minerva hat gewonnen,
Olympus mußte beben, und tanzen alle Sonnen!

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TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Fabeln. Viertes Buch. 11. Die Götter und die Bäume. 11. Die Götter und die Bäume. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D89D-C