[141] 20. Das Pferd und der Hund

An – –


Hör' an, o Freund, ich sage nach,
Was jüngst dein Hengst, der Engeländer, sprach,
Der schöne Hengst, der dir zur Lust
Geboren ist. Er rühmte seine Brust,
Und seinen Kopf und seinen Schweif,
Und sein Geschick, durch einen Reif
Mit hurtiger Gelenkigkeit zu springen.
Wem kann, sprach er, ein Satz, wie mir gelingen?
Zum Ritt geh' ich, wie ein Polack zum Tanz,
Mit Majestät! vom Kopf bis an den Schwanz
Bin ich gemacht, dem Reuter zu gefallen,
Und mir! und mir! Von allen, ja von allen
Die mich besehn, werd' ich bewundert, ich!
Werd' ich genannt: das edle Tier!
Man hat auch Recht! der Widder und der Stier,
Wie zugeschickt sind sie doch gegen mich!
Das, schönste, ja! da schönste Tier bin ich!
Drauf wedelte dein kleiner Mops daher!
O, sprach der Hengst, wie klein ist der!
Hör' an, du kleiner Hund,
Du bist zu klein, zu dick, zu rund!
Betrachte mich! an mir ist nichts zu wenig,
Und nichts zu viel; ich bin der Tiere König!
Betrachte mich! Wie prächtig ist mein Gang!
Wie rasch mein Sprung! mein Körper wie geschlank!
Sei, was du willst, antwortet Möpschen, sei
Geschlank und rasch: Ich bin getreu,
Sonst nichts!
O Freund, o wie gefiel mir das
Was Möpschen sprach! Hengst, sagt' ich, meinen Haß
Hat jeder, welcher sich erhebt, wie du.
Er wieherte; ich schmiß die Stallthür zu.

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TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Fabeln. Viertes Buch. 20. Das Pferd und der Hund. 20. Das Pferd und der Hund. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D910-D