22. Der Aal und die Schlange

So sag' er mir, Herr Bruder, doch einmal,
Sprach eine Schlange zu dem Aal,
Wie seine Schwester ihm gefällt?
Ist auf der ganzen weiten Welt
Was schöners? Ist so schön,
So glatt, so bunt, noch eine Haut zu sehn?
Schön ist, antwortete der Aal,
Die deinige, die meinige nur glatt!
Wie aber kommts, das sag einmal,
Daß man mich lieber hat
Und lieber sieht als dich? Jedweder, der dich sieht,
Hat Furcht und Schrecken im Gesicht,
Ruft Hilf' und flieht!
Er flieht? warum? das weiß ich nicht!
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Ich aber weiß es, spricht der Aal,
Auch wissen's ja die Menschen alle,
Die dich im Grase liegen sehn;
Von außen bist du schön –
Von innen Gift und Galle!

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TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Fabeln. Erstes Buch. 22. Der Aal und die Schlange. 22. Der Aal und die Schlange. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D944-A