12. Jupiters Adler und Venus

Der Adler.

Der Vater Jupiter gab deiner schönsten Taube
Für seine Tochter einen Kuß;
Ich aber raubt' in ihr, und mit dem süßen Raube
Komm ich, in einem Flug, und bring' ihn, weil ichmuß.
Venus.

So hättest du ja wohl ihn gern für dich behalten?
Der Adler.

Und wer behielt nicht gern solch einen Kuß für sich?
Nimm ihn! – – Und nu? du ziehst ja deine Stirn in Falten,
Die Stirn des Donnerers ist nicht so fürchterlich!
[95] Venus.

Verwegner! hast geraubt! hast meine gute Taube
Mit deiner Mien' erschreckt! Weg! weg vor meinem Blick!
Und fort zu Jupiter, mit deinem süßen Raube,
Fort! fort! bring ihn zurück!
Der Adler.

Zurück ihn bringen? Ach! o liebliche Cythere!
Venus.

Die Strafe Jupiters, Verwegner, treffe dich!
Der Adler.

Wie aber, wenn's ein Kuß vom Mars gewesen wäre? –
Du Göttin! nicht so stolz, und nicht so fürchterlich!

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TextGrid Repository (2012). Gleim, Johann Wilhelm Ludwig. Gedichte. Fabeln. Zweites Buch. 12. Jupiters Adler und Venus. 12. Jupiters Adler und Venus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-DA1F-B