[70] Luna und ihre Mutter Latona

Daß es uns niemand recht macht, ist gemeiniglich
Nicht andrer Leute, sondern unsre eigne Schuld.
Als einsmahls Luna ihre Mutter flehete,
Ihr doch ein neues, und bequemlich paßendes
Gewand zu schaffen, und beweglich klagete,
Daß noch kein Meister ihr es jemahls recht gemacht:
That ihr Latona weislich diese Antwort kund.
Wenn du mit Klugheit die Gestalt befestigtest,
Die dir dein Vater reizend gnug verliehen hat,
Und sie nicht, eitel, jeden Tag verändertest:
Du würdest leichtlich deinen Wunsch erfüllet sehn.
Allein dieweil du, was du bist, nicht bleiben willst,
Vielmehr Fortunen, deiner alten Freundin, gleich,
Dich allzuoftmahls uns in andrer Stellung zeigst,
Heut' einem Bogen, morgen einem Schilde gleich,
So kannstu niemahls in den Reichen Jupiters
Den Meister finden, der dich recht befriedigte.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Götz, Nicolaus. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Luna und ihre Mutter Latona. Luna und ihre Mutter Latona. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E578-D