Ueber seine Freundschaft mit dem Thirsis

Hier sasen wir beysammen
Am kleinen Wasserfall,
Und sangen unsre Flammen
Dem blumenvollen Thal.
Die säumende Narcisse,
Bog, wo mein Thirsis sas,
Beschwert durch Thränengüsse
Das schöne Haupt ins Gras.
Da sahet ihrs, ihr Heiden,
Ich drückt ihm seine Hand,
Wandt, reich an Pein und Freuden,
Den Blick zum Vaterland,
Und sprach mit leisem Thone:
Die Tugend segne mich,
Und gebe mir zum Lohne,
Mein zarter Freund, nur dich.
Bekennen will ichs gerne,
Ich bin nicht deiner werth,
Doch gäben mir die Sterne,
(Was ich zwar nie begehrt)
Glantz, Schönheit, hohe Gaben,
Was See, und Erdreich hat,
Sucht ich doch dich zu haben,
Und dich nur früh und spath.
[18]
Ja, Freund, bey diesen Matten,
Bey meinen Zähren hier,
Und unsrer Väter Schatten
Bezeug und schwör ich dir,
Dir hab ich mich ergeben;
Nur dich lieb ich, nächst Gott;
Darf ich bey dir nicht leben,
So fühl ich stets den Tod.
Ein gütiges Geschicke
Verknüpfte mich mit dir.
Dein Leben ist mein Glücke;
Wo du bist, da ist mir
Der Himmel in der Nähe.
Doch jedes Körngen Zeit,
Wofern ich dich nicht sehe,
Wird mir zur Ewigkeit.
Gesundheit, Kind des Himmels,
Die auch der Weise sucht,
Und du, Feind des Getümmels,
Schlaf, der Gesundheit Frucht,
Ihr flieht vor meinen Blicken;
O flieht, mit stätem Flug!
Mich ewig zu beglücken,
Ist Thirsis schon genug.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Götz, Nicolaus. Gedichte. Versuch eines Wormsers in Gedichten. Ueber seine Freundschaft mit dem Thirsis. Ueber seine Freundschaft mit dem Thirsis. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-E5D0-7