[279] 11. Uber Gottes gnädige Regierung

1.
Jesu / meine Freud und Wonne /
meiner Hoffnung fäster Hort!
Jesu / meine Glückes-Sonne /
meine Hoffnung hie und dort!
dir befihlich meine Sachen:
hoffend / du werdstes wolmachen.
2.
Ach wie werd' ich mich noch freuen /
wann mir hilfft dein Angesicht!
Ewig müß' es die gereuen /
welche dir vertrauen nicht.
Wol mir! du wirst meine Sachen
mir ganz löblich glücken machen.
3.
Ach mein Herrscher! wollst ergetzen
die / so dir vertrauet hat:
daß auch andre in dich setzen
ihren Trost nach dieser That /
und befehlen ihre Sachen
dem / der alles wol kan machen.
[280] 4.
Deine Allmacht wird man loben /
preißen deine Gütigkeit:
weil du auch im Himmel oben
denkest an der Armen Leid /
und regierest ihre Sachen /
zeigest / daß du alls kanst machen.
5.
Solt dir was unmüglich bleiben?
nein! dein Allmacht lied' es nicht.
Solt die Sünde dich abtreiben?
nein! dein gnädigs Herz dir bricht /
dich erbarmen meine Sachen:
darum wirstu sie wol machen.
6.
An des Herren Gnad und schicken /
hab ich meine gröste Lust.
Ach er wird mich noch erquicken.
Mir ist seine Art bewust:
er verhängt die Unglücks-Sachen /
nur daß er kan Wunder machen.
7.
Hätt man Joseph nit gefangen /
und dahin verkaufft vorher /
[281]
hätt' vielleicht er nie empfangen
in Egypten solche Ehr:
ihme musten böse Sachen
eine Bahn zur Hoheit machen.
8.
Israel hätt nie erfahren /
was deß Höchsten Rechte heist:
hätt er nicht in vierzig Jahren
Wunderwerk an ihm beweist /
und so manche schwere Sachen
seltsam sie besiegen machen.
9.
Wann ich pflege zubedenken /
wie du herrschtest von beginn:
kan ich freudig in dich senken /
was ich wünsche hab und bin;
ja selbst-unmügliche Sachen /
kanstu leicht und füglich machen.
10.
Was kan man auch schwerer sagen /
als daß solt die Sonne stehn /
und / auf eines Manns behagen /
etlich Grad zu ruck gehn?
schafft er mit den grösten Sachen?
solt er nicht die kleinen machen?
[282] 11.
Sonn' und Sterne / Meer und Erden /
seyn annoch in deiner Hand.
auf dein winken / können werden
alle Dinge umgewand.
dir sich müssen alle Sachen /
wie du schaffest / lassen machen.
12.
Drüm so will ich dir befehlen /
alles was mir liget an /
beyd des Leibes und der Seelen:
du bist der / der helffen kan.
Dir ich heim stell meine Sachen:
glaubend / du wirst es wol machen.
13.
Hastu mich aus nichts erschaffen /
Herr / zu deinen Ebenbild /
und / da ich im Tod entschlaffen /
mich erlöset also mild:
vielmehr wirstu jetzt die Sachen
deines Kindes trefflich machen.
14.
Meines Schiffleins Steuer-Ruder /
meines Lebens Leitung / ich
[283]
dir vertraue lieber Bruder!
wollest so regieren mich /
und in allen meinen Sachen
deinen Will erfüllen machen.
15.
Nun so will ich nicht mehr sorgen /
wie es da und dort möcht gehn.
Mein Glück / ist in Gott verborgen /
wird doch bald sich lassen sehn.
Gott wird alle meine Sachen
Ihm zu Ehr gereichen machen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Greiffenberg, Catharina Regina von. Gedichte. Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte. Kunst-Gesang in Funfzig Liedern: untermischt mit allerhand Kunst-Gedanken. 11. Uber Gottes gnädige Regierung. 11. Uber Gottes gnädige Regierung. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-EA70-C