[Gottlose, ihr sucht einen Gott!]
Gottlose, ihr sucht einen Gott!
Er fehlt und ist euch doch vonnöten.
Dem Sünder tut ja auch ein Scherge not,
Soll er nicht fälschen, rauben, töten.
Euch wäre fremd des Rechts Bereich,
Wenns ein Gesetz nicht scharf umschrieben?
Unschuldig ist das Mädchen euch,
Das leiblich unberührt geblieben.
Euch hebt sich nicht die dürre Brust,
Wenn menschlich Hohes aus sich kündet,
Die Lust, sie dünkt euch dann noch Lust,
Wenn sie auf fremdes Weh sich gründet.
Euch ist, was war und ist und wird,
Nicht Glied derselben, einen Kette,
Der Lohn, den Rechttun selbst gebiert,
Ihr wollt ihn bar auf einem Brette.
Was in der Brust, im Geiste lebt,
Gilt euch für wesenlose Träume,
Damit ihr Wirklichkeit ihm gebt,
Mußt Ort erfüllen es und Räume.
So ballt denn, was lebendig quillt,
Nehmt einen Götzen euch zum Schilde,
Und wie er euch nach seinem Bild,
So schaffet ihn nach eurem Bilde.
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Wenn euer Aug kein Großes faßt,
So schließt ihn ein in enge Rahmen,
Nehmt einen Gott, der liebt und haßt,
Und liebt und haßt in seinem Namen.